Die Reise in unsere Hauptstadt war ein lang gehegter Traum des PoWi-LKs unseres Jahrgangs und so durfte dieser gemeinsam mit weiteren interessierten SuS im Zeitraum vom 01.-05.07.2024 nach Berlin, bzw. Wannsee, wo unsere Unterkunft lag, reisen. Am Montagmorgen begrüßten uns Herr Jung und Frau Engel sowie der Jugendoffizier der Bundeswehr Oberleutnant Henrik May. Die Reise wurde durch den Jugendoffizier der Bundesweher geplant und teils finanziert. Die Fahrt nach Berlin dauerte gut sieben Stunden und verlief, außer einer kleinen Panne unseres Busses, reibungslos. Alle freuten sich schon auf die bevorstehende Zeit. Nach der Ankunft und dem Bezug der Zimmer schauten wir abends gemeinsam das Achtelfinale der Fußball-EM und bestellten für alle Pizza.
Am zweiten Tag unserer Bildungsreise ging es nun aber richtig los. Wir besuchten zunächst am Vormittag den Deutschen Bundestag und bekamen genaue Einblicke in den Alltag der Abgeordneten. Herr Droßmann, Abgeordneter für die SPD und Mitglied des Verteidigungsausschusses, beantwortete uns in einer etwa einstündigen Fragerunde alles, was uns zum Thema Bundestag und die damit verbundene Arbeit unter den Nägeln brannte. Wie viel z.B. ein Bundestagsabgeordneter verdient oder wie viele Stunden Herr Droßmann täglich während einer Sitzungswoche arbeitet konnten wir auf diesem Wege sehr eindrücklich erfahren. Nach einer kleinen Führung durch das Reichstagsgebäude war unsere Zeit im Parlament auch schon vorbei und nach einer kurzen Mittagspause ging es in den Deutschen Dom, in welchem eine Ausstellung zur Geschichte der Demokratie in Deutschland beheimatet ist. Besonders spannend fand unsere Reisegruppe eine kleine Nachbildung des Bundestages, in welchem wir platznahmen und eine Sitzung nachspielten. So konnte zumindest etwas entschädigt werden, dass wir zuvor im echten Bundestag nicht in den Sitzungssaal konnten, da dies ausschließlich Abgeordneten (und den Putzkräften) gestattet ist. Nach dem zweiten Programmpunkt reisten wir mit der Bahn zurück aus Berlin an den etwa 20 Kilometer entfernten Wannsee. Dort gingen wir am Abend erneut gemeinsam Essen und ließen den Abend entspannt ausklingen.
Der Mittwoch war der an Terminen reichste Tag für uns. Zunächst einmal nahmen wir an einer Führung durch Berlin teil, bei der wir über die Arbeit von Lobbyverbänden in der deutschen Politik informiert wurden und lernten dieses Thema an manchen Stellen kritisch zu betrachten. Danach reisten wir weiter zum Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), in welchem wir einen Vortrag zur Arbeit der Bundeswehr und den Plänen für die Umstrukturierung derselben in den nächsten Jahren erhielten. Interessant war zu erfahren, dass z.B. die Wehrpflicht wie auch viele andere spezifische Gesetze zum einen fest im Grundgesetz verankert, zum anderen aber teils sehr veraltet sind, da die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft eine ganz andere ist als die, welche die Frau in manchem Gesetzestext einnimmt. Zum Abschluss besuchten wir noch das Denkmal der Bundeswehr auf dem Hof des BMVg und erfuhren, dass auch nach dem 2. Weltkrieg tausende Soldatinnen und Soldaten bis zum heutigen Tage beispielsweise in Auslandseinsätzen für Deutschland ihr Leben lassen. Mit einem dadurch ausgelöstem etwas bedrücktem Gefühl ging es zur letzten Station für den dritten Tag in Berlin: dem Bundesrat. Dort angekommen wurde uns erzählt, was der Bundesrat überhaupt ist und wie er sich zusammensetzt. Wir spielten ein Planspiel, bei dem jeder einem Bundesland zugeordnet wurde und wir anschließend eine Bundesratssitzung nachstellten. So konnte das zuvor in der Theorie erfahrene noch einmal verdeutlicht werden und für uns auf lustige Art und Weise greifbarer gemacht werden. Nach diesem anstrengenden, aber sehr erlebnisreichen Tag legten wir uns alle (natürlich ganz vorbildlich) früh in der Jugendherberge schlafen.
Unseren letzten Tag, an dem wir noch einmal nach Berlin mit der S-Bahn gefahren sind, verbrachten wir zunächst im Stasi-Museum, in welchem wir einige sich noch im Originalzustand befindende Räumlichkeiten des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR besichtigten. Wir erhielten eine etwa einstündige Führung und wurden darüber aufgeklärt, wie weitreichend die im Verborgenen gelaufenen Bespitzelungen der Stasi zu Zeiten des Kalten Krieges waren. Wir erfuhren von einigen individuellen Schicksalen und der gesamten Reisegruppe wurde einmal mehr bewusst, wie wichtig ein funktionierender Rechtsstaat und eine freie Gesellschaft ist und wie wertvoll dieses Gut ist. Nach einer wohlverdienten Mittagspause ging es dann zum Bundesnachrichtendienst (BND), welcher als der deutsche Auslandsgeheimdienst fungiert. Wir erhielten einen Vortrag, in welchem es vor allem um die Arbeit des BND ging und wir versuchten gemeinsam als Gruppe herauszufinden, wie man als Agent am besten eine bestimmte Mission erfüllen könnte. Genaue Angaben, wie ebendiese in der Realität ablaufen, wollte und konnte der Pressesprecher des BND uns schlicht und ergreifend nicht machen, da diese Informationen natürlich geheim sind. Wir schauten uns innerhalb des BND-Gebäudes außerdem noch eine Ausstellung an, in welcher verschiedenste Gegenstände aus ehemaligen BND-Missionen präsentiert wurden. So konnten wir z.B. eine Panzerfaust aus Afghanistan oder einen als Uhr getarnten Peilsender begutachten. Nach dieser wirklich beeindruckenden Ausstellung waren die offiziellen Programmpunkte beendet. Wir hielten uns noch einige Stunden in Berlin auf, bevor wir den Tag zusammen im Gemeinschaftsraum der Jugendherberge ausklingen ließen. Diese Zeit nutze ich, Alexander und Herr Jung, um dem FDP-Abgeordneten aus der Wetterau Peter Heidt im Bundestag zu besuchen. Nach einem ausführlichen Gespräch in seinem Büro nahm er uns noch mit auf die Zuschauertribüne des Untersuchungsausschusses zum Abzug der Bundeswehr in Afghanistan. Diese Einblicke waren für uns sehr besonders und auch Herr Heidt war sehr bemüht uns einen möglichst großen Einblick in seine Tätigkeit zu geben.
Der Freitag war unser Abreisetag und außer einer relativ kurzen Busfahrt (etwa 5 Stunden), fanden keine weiteren Programmpunkte mehr statt. Wir waren alle etwas traurig, da die Woche schneller vorüber ging als uns allen lieb war. Wir bedanken uns recht herzlich bei Jugendoffizier Herrn May und unseren Lehrkräften Frau Engel und Herrn Jung für die tolle Zeit und vollkommen gelungene Planung der Bildungsreise.
Text von Simon Hergenröther